Für die meisten von uns sind Filme einfach nur eine Form von Unterhaltung, die genau diesen Zweck erfüllen soll: unterhalten und fertig. Für den erfolgreichen deutschen Filmregisseur Felix Charin, der seine Arbeit auf seinem YouTube-Kanal GRIM veröffentlicht, dient das Filmemachen jedoch mehr als nur zur Unterhaltung – er nutzt seine preisgekrönten Kurzfilme auch als kreatives Mittel, um wichtige sozialkritische Diskussionen anzustoßen.

GRIM

Mit Horrorfilmen die Welt besser machen

Das ist mehr oder weniger das Motto, unter dem Regisseur Felix Charin und seine Filmcrew GRIM operiert. Durch seine Filme kommuniziert er auf effektive, eindrucksvolle und sehr unterhaltsame Art und Weise mit seinem Publikum – und nutzt dabei die Gelegenheit, um messerscharfe Kritik an verschiedenen Problematiken unserer modernen Gesellschaft zu üben. Er möchte Aufmerksamkeit erregen, die Zuschauer zum Denken bringen, Diskussionen anstoßen und dabei selbstverständlich auch einfach nur fesselnd unterhaltsame Kurzfilme kreieren!

Preisgekrönte Kurzfilme, die es verdient haben

Dieses ehrgeizige Projekt ist nicht nur in der Theorie toll, sondern auch in der Praxis: bereits für einige seiner Filmprojekte hat Felix Charin verschiedene Auszeichnungen gewonnen. Auch sind die Videos, die alle kostenlos auf seinem Kanal GRIM zu finden sind, bereits von Millionen von Menschen gesehen worden. Das Kurzfilmformat stellt sicher, dass die Filme für eine größere Gruppe von Zuschauern attraktiv sind – denn jeder hat mal 10 oder 15 Minuten Zeit.

Aber genug der Hintergedanken und Ideale: gehen wir ein bisschen näher auf ein paar ausgewählte Filme ein, die wir auf dem GRIM-Kanal gesehen haben und die wir wärmstens empfehlen können. Wer sich diese Kurzfilme anschaut, der wird an deren Beispiel ganz von selbst bemerken, auf welch clevere Art und Weise Felix Charin interessante Botschaften mit der Kunst des Filmemachens verknüpft.

"Take off your clothes"

Eine junge Frau allein in ihrer Wohnung, am Abend, nach einem Tag voller Klamotten shoppen. Für viele von uns ein Alltagsszenario, an dem gar nichts gruselig ist – denn wir, in den wohlhabenden Ländern des Westens, müssen uns schließlich keine Sorgen darüber machen, woher diese ganzen schönen (und billigen) Kleidungsstücke eigentlich kommen. Sollten wir aber!

Die Protagonistin auch, und nach einigen seltsamen Vorkommnissen und immer gruseliger werdenden Momenten ist von der ruhigen Post-Shopping-Atmosphäre nicht mehr viel übrig. Der Geist einer südostasiatischen Textilfabrikarbeiterin erscheint und bittet die unwissende junge Dame durch eindrucksvolle Szenen, mit dem Kaufen von sogenannten Fast-Fashion-Produkten aufzuhören – denn nur diese Art von Protest wird von den kapitalistisch orientierten Billigmode-Herstellern auch wirklich ernstgenommen werden, sodass die menschenunwürdigen Bedingungen für die Arbeiterinnen der armen Länder ein Ding der Vergangenheit werden können.

Innerhalb von weniger als 10 Minuten schaffen es Felix Charin und seine Crew GRIM, den Zuschauer nicht nur angenehm zu gruseln und auf die Folter zu spannen, sondern bringen auch eine extrem wichtige Message effektiv herüber. Kein Wunder, dass dieser gelungene Kurzfilm viral ging!

"Das Erste Mal"

Ähnlich aufrüttelnd und krass ist die Botschaft, die sich in einem anderen Horrorkurzfilm mit dem Titel “Das Erste Mal” verbirgt. Eine dunkle Vorahnung, die sich vielleicht schon durch den Titel allein aufbaut, wird im Laufe von weniger als acht Minuten Film durch geschickt inszenierte Szenen immer weiter dramatisch aufgebaut, bis es am Ende klar wird: das erste Mal sexuelle Erfahrungen sammeln ist längst nicht für jeden eine romantische oder auch nur im Entferntesten positive Erfahrung.

Sexueller Missbrauch von Kindern und Kinderpornografie sind in Deutschland und weltweit verbreitet und ein riesiges Problem für alle Betroffenen, und das sind nicht wenige: Der Film erinnert emotional an die hässliche Tatsache, dass jedes siebte Kind Opfer von sexueller Gewalt wird. Definitiv ein Horror-Thema, über das jedoch geredet werden muss, das mehr Aufmerksamkeit bekommen muss, sodass Fälle früher erkannt werden oder sogar reduziert werden können.

"For my Brother"

Ein weiterer preisgekrönter Kurzfilm, der auf dem GRIM-Kanal zu finden ist. Wenn es auch kein Horrorfilm ist, so wird der Zuschauer doch innerhalb weniger Minuten in die Geschichte hineingezogen. Mit Spannung verfolgt man das subtile Drama, welches sich entwickelt, als ein sensibler junger Mann mit Downsyndrom erkennen muss, dass sein bisher angebeteter Bruder doch kein so wundervoller und unfehlbarer Mensch ist.

Rassismus, Doppelmoral und ein genereller Verlust von Menschlichkeit im Angesicht dieser Anschauungen steht im krassen Kontrast zur unverdorbenen und ungetrübten Einfühlsamkeit des behinderten Protagonisten, der schauspielerisch eine unglaubliche Leistung vollbringt und mit wenigen Gesten und Worten die emotionale Handlung alleine trägt.

Pairs and Masses

Wer kennt alles die bekannte Serie “Stranger Things”? Regisseur Felix Charin macht natürlich nicht nur seine eigenen Kurzfilme, sondern schaut auch liebend gerne selbst Filme und Serien – jedoch nicht nur zur Unterhaltung. Neben den eigenen Filmprojekten findet man auf dem GRIM-Kanal auch ein kurzes Video, in denen der leidenschaftliche Filmemacher seine Lieblingsszene aus Stranger Things analysiert und dabei auch genau erklärt, warum die Szene in seinen Augen so brillant ist.

Durch die Augen des Regisseurs hindurch sieht man nun Dinge, die einem selbst als Amateur-Zuschauer gar nicht auffallen! Aber wenn man Bescheid weiß, macht auf einmal alles viel mehr Sinn und es enthüllt sich, was sonst verstecket bleibt: wie unglaublich kreativ und kunstfertig Filmemacher mit Hilfe von Kameraeinstellungen und Positionierungen es schaffen, wirkmächtige und eindrucksvolle Momente zu inszenieren. Von Felix Charin und dem Team von GRIM kann man einiges lernen!

Unabhängig, unprofessionell, kurios

Wer sich fürs Filmemachen interessiert oder einfach mal gerne ein paar Minuten lang einen toll gemachten Kurzfilm anschauen möchte, der zwar Horror-Unterhaltung, aber nicht oberflächlich ist – der ist beim GRIM-Kanal auf YouTube richtig. Allerdings muss man an dieser Stelle auch dazu sagen: es ist recht offensichtlich, dass es sich nicht um das Lebenswerk des Regisseurs oder der Filmcrew handelt. Es gibt relativ wenige Videos und der Content des Kanals ist zwar gut gemacht, aber es ist doch recht klar, dass es sich eher um ein Hobbyprojekt oder eine Leidenschaftsarbeit handelt. Übermäßig viel Professionalität sollte man vom GRIM-Kanal also auch nicht erwarten.

Felix Charin und alle Leute, mit denen er zusammenarbeitet, sind wohl kaum Vollzeit damit beschäftigt, Videos für den GRIM-Kanal zu produzieren. Die Videos haben unterschiedliche Stile, Ziele, und Absichten, einige davon sind richtig kurios (wie zum Beispiel ein sehr knappes Interview mit einem angeblichen Mafiaboss, der Lebensweisheiten austeilt). Kurz: es ist ein sehr bunt zusammengewürfelter Mix, den man auf diesem YouTube-Kanal findet, der jedoch trotzdem einen Besuch wert ist.